Das "Projekt" ist angelaufen (angefahren?) und das Radfahren hat sehr viel Spaß gemacht.

Auf der Rückfahrt im Zug von Aachen planen wir schon wie es bald weiter geht und was man noch so alles machen könnte.

Als der Zug dann am Kölner Dom über den Rhein fährt, kristallisiert sich ein neue Idee.

Mit dem Rad von der Quelle zur Mündung!

Naja, der ganze Weg ist so 1500km lang, aber ein paar haben wir ja schon.

Von Koblenz nach Köln sind wir vor ein paar Jahren schon mal gefahren und jetzt von Monheim nach Köln.

Der Rest kann ja auch nicht so schwer sein!*gg*

Dann gibt es noch den Emscher-Rad-Weg.

Was man nicht glauben mag, die Emscher-Quelle ist ein idyllischer, alter Hof bei Holzwickede und ein gutes Stück des Weges sind wir schon gefahren.

Das schreit doch nach Kombination!

Also von Witten über Bochum nach Essen und dann an den Punkt wo wir den Escher-Rad-Weg damals verlassen haben.

Weiter bis zur Mündung, des gar nicht mehr ganz so stinkenden Flusses in den Rhein und dann am breiten Strom über Duisburg und Düsseldorf nach Monheim.

Gesagt, getan.

Jetzt geht es los!

 

Da ich ja "knipse" und nicht "fotografiere" benutze ich meist Standard-Einstellungen.

Diesmal wählte ich "bewölkt", was wohl ein Fehler war.

Fast alle Bilder sind viel zu hell, aber ihr müsst sie trotzdem anschauen.*g*

 

Tag1

Das Wetter meint es nicht gut mit uns, als wir am Freitag Nachmittag die Räder aus dem Keller holen.

Es ist stark bewölkt und leichter Nieselregen fällt.

Aber wo führ hat man sich extra neue Regencapes gekauft?

Zuerst folgen wir den Straßenbahnschienen Richtung Bochum und erklimmen direkt mal einen kleinen Hügel.

Dann geht es flott wieder runter, wir verlassen die Schienen an der Hauptstraße und rollen über einen Radweg direkt ans Ufer des Ümmiger Sees, den wir rechts liegen lassen um weiter Richtung Bochum-Zentrum zu gelangen.

Da kommt es dann zur Begegnung mit Familie Gans, die gemütlich auf dem Weg campieren um dann ein bisken zu schwimmen.

Immer über Nebenstraßen landen wir nach knapp 10km in der City.

Kurz bevor wir aber dort ankommen, kommt es zum ersten (und zum Glück letzten) Unfall der Tour.

Wir fahren auf eine rote Ampel drauf zu (jetzt direkt auf der Hauptstraße), sie springt auf Grün.

Ich will den rechts Abbieger den Vortritt lassen (mach ich sonst nie!) und werde langsamer, Sandra wird schneller, landet in meinem Hinterrad und dann auf der Straße!

Alle Autos fahren weiter(!!!), ich spring auf, helfe Sandra auf und vom Asphalt runter.

Ein Fußgänger fragt ob er helfen kann, aber außer einen riesen Schrecken und ein paar dicke, blaue Flecken ist nix passiert.

DANKE HELM!!!

Nach 15 minütiger Beruhigungspause geht es weiter.

Die Innenstadt, den Verkehr lassen wir schnell hinter uns und fahren am Westpark/Jahrhunderthalle auf die Erzbergbahntrasse.

 

Dieser wunderbare Radweg führt von Bochum über viele kleine und große Brücken direkt an den Rhein-Herne-Kanal beim Zoom (ein schöner, moderner Zoo) in Gelsenkirchen.

Man fährt abseits vom Straßenverkehr, über überwiegend asphaltierte Wege stehts durchs Grüne.

Zum Kanal geht es "runter" und so kann man sich fast rollen lassen und die Natur genießen.

Wir fahren knapp 6km und biegen an einem Kiosk direkt am Weg scharf nach links ab und folgen den Weg weiter Richtung Zollverein.

Es bleibt grün.

Ab und zu muss man jetzt aber Straßen queren, wir sind ja hier schließlich im Pott und da wohnen ja auch Menschen.

Nach 27km Gesamtstrecke erreichen wir die Ausläufer der Zeche Zollverein und bewegen uns nun auf DAS Industriedenkmal zu.

Hier machen wir erstmal eine Pause.

Das Wetter spielt immer noch nicht mit und im nassen sitzen ist auch doof.

Dann also weiter.

Hinter einem kleinen Besichtigungsbus hinterher, der Besuchern interessante Dinge über die riesige Zechen Anlage erklärt, bekommen wir noch etwas Gratis-Wissen mit.

Dann verlassen wir die Anlage, schieben unsere Räder über eine Fußgängerbrücke und landen zwischen Katernberg und Altenessen.

Von dort geht es über kleine Nebenstraßen direkt an den Rhein-Herne-Kanal, den wir überqueren um auf den Emscher-Rad-Weg zu kommen.

Der Weg ist gut, die Beschilderung teilweise abenteuerlich und schnell wird klar, das ist hier keine schön, umgebaute Bahntrasse sondern ein Radweg der alten Schule!

Hier sollte man schon wissen wo man ist und wo man hin will.

Dazu kommt das es eigentlich (mindestens) drei Wege gibt, die sich stellenweise vereinen oder dann wieder komplett wo anders her gehen.

Der Rhein-Herne-Kanal-Weg, der Emscher-Park-Weg und der Emscher-Rad-Weg.

Dann haben wir noch die Stadion-Fußball-Route, der Industrie-Kultur-Radweg und diverse andere.

Puh!

Alles ist nicht immer wirklich gut Beschildert, dazu kommt das man oft über kleine und kleinste Straßen durch meist nette Wohnsiedlungen fahren muss.

Dort gibt es dann diese Schilder mit dem roten Rad und einem Richtungspfeil drauf, wenn sie denn da sind.

Auch schön sind Baustellen die plötzlich auftauchen und den Radweg versperren.

Umleitung?

Fehlanzeige!

So geht es dann durch Karnap, Batenbrock, Ebel, Borbeck.

Alles Ortsteile von Gelsenkirchen, Essen, Bottrop, Oberhausen.

Was jetzt hier wo zu gehört, müsst ihr schon selber rausbekommen!*g*

 

Nach ca. 52km landen wir am Ziel für den ersten Tag der Tour.

Das kleine Hotel "Zum Eisenhammer" in Oberhausen, 1,5 km vom CentrO entfernt.

Der Plan war eigentlich auf der Fress-Meile des CentO zu speisen, aber da direkt am Hotel eine Pizzeria war, viel die Wahl auf Warsteiner und lecker Pizza.

Tag2

Frühstück hatten wir keins gebucht, so geht es auf direkten Weg Richtung Emscher und gleichzeitig auf die Suche nach einem Bäcker.

Wenn man einen Bäcker sucht, findet man natürlich keinen.

Wir finden einen Lidl und füllen erstmal die Getränke wieder auf.

Im Eingangsbereich findet sich dann auch noch ein Kaffeeautomat und für 1€ etwas heißes zu trinken.

Also mit leeren Magen auf den Radweg und weiter Richtung Emschermündung.

Wir sind ja schließlich nicht auf einem Vulkan oder irgendwo in der Pampa.

Da der Radweg durch Wohngebiete führt kann der nächste Backwarenshop ja nicht weit weg sein.

FALSCH!

Nach einer weiteren Wegsperrung und kleineren Schilder-Wahnsinn erreichen wir Dank Komoot Routenplaner nach 10km endlich einen Bäcker.

Die Wege führten uns durch nette Grünanlagen am Rande der Emscher, durch Wohnsiedlungen und an Fabriken vorbei.

Aber das es so schwer werden würde die eigentlich geplante Route zu folgen oder etwas Essbares zu finden, hätten wir nicht gedacht.

Also Leute, runter von den Bahntrassen und rein ins Abenteuer!!

Nach der kleinen Stärkung (Maurer-Marmelade und einen Pott Kaffee) haben wir dann auch die Emscher wieder gefunden.

Langsam wird es ländlicher und wir bleiben bis zur Mündung jetzt immer am Fluss.

Nach 20km fahren wir den Rhein-Deich rauf und haben das erste Tagesziel erreicht.

 

Da wir nicht direkt durch Duisburg wollen und ich weiß das der Rhein-Rad-Weg auf beiden Seiten des Flusses verläuft, fahren wir ein kurzes Stück weiter um dann mit einer Fähre auf die andere Seite zu kommen.

Die "Walsum" legt gerade an und so geht es ohne Unterbrechung weiter.

Auf der Fähre sind neben zwei Autos auch noch viele Radler mit am Bord und wir sind die einzigen ohne Motor.

Da wird uns wieder mal bewusst, das ein nicht E-Bike so langsam aus der Mode kommt und wir zu einer aussterbenden Rasse gehören.

Nach kurzer Überfahrt landen wir in Orsoy, lassen den überfüllten Biergarten links liegen und fahren durch Felder und Wiesen durch das hier sehr Grüne Gebiet.

Bei Kilometerstand 33,5 passieren wir die A42 und landen kurze Zeit später in Alt-Homberg.

In einem sehr schönen Biergarten mit fast direkten Blick auf die Ruhrmündung gönnen wir uns eine Pause.

In zwischen ist das Wetter herrlich, fast schon zu warm, aber mit einem kühlen Bierchen in der Hand und Sicht auf Rhein und Ruhr lässt es sich schon aus halten.

Nun geht es direkt am Fluss weiter Richtung Düsseldorf.

Aus unsere Seite ist es waldig, wiesig  und grün, gegenüber industriell.

Eine gute Mischung.

In Rheinhausen angekommen hat es sich aber erstmal ausgegrünt und wir müssen durch das mit Eisenbahnschienen und Industriegebäuden vollgestopfte Hafengebiet radeln.

Der Abschnitt ist aber auch sehr interessant und schnell durchquert und schon haben uns die Rheinwiesen wieder.

Kurz vor Uerdingen fahren wir auf einen schönen Dammweg mit Blick auf Schwerindustrie.

Diese Gegensätze aus Wiesen, Landwirtschaft und Schornsteinen, Kühltürmen und Werkshallen ist überraschend schön anzuschauen.

Das macht echt den Reiz aus auf diesen Teilstück des Rhein-Rad-Weges.

Klar gibt es zwischen Koblenz und Rüdesheim schöne Dörfer, imposante Burgen und Weinberge.

Aber das hier gehört meiner Meinung nach genau so dazu und sollte ruhig auch mal angesehen werden!

Nach Uerdingen versperrt uns ein riesiges Thyssen-Krupp-Gelände die direkte weiterfahrt am Fluss und in den wirren Industriegebiet verlieren wir auch ein wenig die Orientierung.

Da muss dann mal wieder der Routenplaner ran und so fahren wir durch ein großes Landwirtschaftliches Nutzgebiet über diverse Wege und kleinere Straßen direkt Richtung Kaiserswerth, wo uns eine erneute Rheinüberquerung erwartet.

Also ohne den Routenplaner wären wir jetzt bestimmt immer noch irgendwo im Felde!

Mit der Fähre geht es also auf die andere Rheinseite wo uns nach einem Kilometer unsere heutiger Übernachtungsmöglichkeit erwartet.

Hotel Barbarossa, mit Sauna und einem Frühstücks Büfett.

Nach 68km haben wir uns ein entspanntes Schwitzen gegönnt und auch ein üppiges Mahl im "Coco&Clay".

Ein echt super tolles Restaurant mit kleiner Speisekarte, einer netten Bedienung und drei hervorragenden Gängen mit einer leckeren Flasche Wein.

Tag3

Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es auf zur letzten Etappe.

Zuerst einmal geht es ein kurzes Stück direkt durch die Rheinwiesen, aber auch nur weil wir den Einstieg zum Hauptradweg verpasst haben.

Ein freundlicher Hunde-Gassi-Geher zeigt uns dann den richtigen Weg und schon fahren wir wieder über einen gut ausgebauten Radweg direkt mir Rheinblick.

Nach gut 10km mitten in der Natur sind wir schon kurz vor Düsseldorf und nach weiteren 3km mitten drin im sonntägliches Treiben der Landeshauptstadt.

Meine Fresse ist das voll!

Es werden so drei Feste gleichzeitig gefeiert, die Sonne scheint und alles was Beine hat ist draußen!

Hier hilft nur schieben.

Nachdem wir das bunte Treiben hinter uns gelassen haben, überqueren wir auf einer Brücke einen Seitenarm des Rheins und haben den Radweg fast wieder für uns.

Am Stadtstrand und einem Golfplatz vorbei umrunden wir den Hafen und schon liegt die Metropole hinter uns und man fährt mit meist unverbauter Sicht auf Vatta Rhein weiter nach Süden.

Nach 17km gönnen wir uns eine hopfige Erfrischung und folgen dem sehr gut ausgebauten Radweg weiter nach Monheim.

An einem dufteten Klärwerk vorbei, riesigen Agra Flächen säumen den Weg und die A46 wird unterfahren.

Obwohl man auf Stadtgebiet fährt und immer wider durch kleine Örtchen kommt, ist es völlig ruhig und naturbelassen.

In Himmelgeist wird der erste Kiosk seit geraumer Zeit gesichtet und das es immer noch ganz schön warm ist, gönnen wir uns noch einen Stopp und ein kühlendes Bier.

Kurz nicht aufgepasst und wir stehen mitten am Rhein auf einen Fähranleger.

Nein, wir wollen nicht rüber!

Also die paar hundert Meter wieder zurück und immer weiter dem Ziel entgegen.

Weitläufige Blumenfarmen auf dem reger Arbeitsbetrieb herrscht lassen wir vorrüber ziehen und erreichen schon bald Benrath.

Zeit für eine Park-und Schloss Besichtigung haben wir leider nicht und so geht es über einen separaten Radweg an einer Bundesstraße weiter.

Durch einen kleinen Wald hin durch landen wir wieder am Rhein und direkt auf ein Dorffest.

In Baumberg gibt es Grillwurst und Live-Musik.

Einen Song lang verweilen wird ( gar nicht schlecht) und schon hat uns der Radweg wieder.

Die letzte Rheinschleife kurz vor Monheim wird festgehalten, dann geht es weiter auf der recht neuen Promenade der kleinen Stadt.

Ein wirklich schöner Weg wurde hier gebaut, leicht erhöht geht es durch die Auen und dann stehen wir plötzlich an der Stelle wo wir vor ein paar Wochen schon mal waren.

Eigentlich war ein kurzer Abstecher zur "Kran-Cafe" geplant, aber die jetzt immer dunkel werdenden Wolken, der aufkommende böhige Wind und das ferne Grollen lädt nicht gerade zum sitzen im Biergarten ein.

Das Ziel war ja erreicht und so machen wir uns auf den direkten Weg zur Bahnstation in Langenfeld auf.

Die erreichen wir auch trocken, haben schon wieder 52km geschafft  und die Bahn bringt uns wieder zurück nach Witten.

Der letzte Tag ging echt schnell vorbei und war Fahrtechnik auch der einfachste. 

Insgesamt haben wir also so 170km geschafft, mussten uns mit Nieselregen und undurchsichtiger Streckenführung rumplagen, in sonnig-warmen Stunden mit kühlen Bier belohnen, sehr lecker Essen und gemütlich schlafen, haben den ersten Unfall fast heile überstanden, mal wieder sehr viel gesehen und uns (mal wieder) nix angeschaut.

Aber Strecke machen UND Besichtigungen sind schwer unter einen Helm zubringen.

Der Emscher-Rad-Weg ist geschafft und dem Rhein konnten wir auch ein paar Kilometer "klauen".

Kann so weiter gehen!