Da wir nicht einfach rauf und wieder runter vom höchsten Berg Spaniens wollen, planen wir eine schöne 3-tägige Rundtour.
Von El Portillo (2040m) geht es am ersten Tag bis zum Refugio Altavista (3260m), eine einfache Schutzhütte die Platz für knapp 60 Wanderer bietet.
Etagenbetten, zwei Klos und eine sehr gut ausgestattete Küche wo hungrige Wanderer sich etwas warmes kochen können. Natürlich nur, wenn sie es vorher den Berg raufschleppen!
Keine Duschen, kein warmes Wasser, kein Kiosk, nur ein Getränke- und Snack automat.
Dann früh morgens, ganz früh morgens (3Uhr) im dunklen die 2km bis zum Gipfel (3718m) rauf.
Man will ja den Sonnenaufgang nicht verpassen!!
Danach zurück zur Seilbahnstation, die man selbstverständlich links liegen lässt in Richtung Pico Viejo (3135m).
Von dort zum Parador, einem altwürdigen (und dem einzigen) Hotel in der Caldera.
Am letzten Tag der Tour geht es vom Hotel aus durch die "Canadas del Teide", dem größten Vulkankrater der Welt(Durchmesser 17km) zurück nach El Portillo.
Was soll ich sagen? Es war super anstrengend und unfassbar GEIL!!
Aber lest und seht selber!
Juli 2018 ist es endlich so weit. Nach ein paar kleineren Touren auf der schönen, kanarischen Insel Teneriffa packen wir an einem Samstag morgen unsere Rucksäcke für eine drei tägige Tour auf dem höchsten Berg Spaniens.
Das hier ist übrigens unsere kleine, aber feine Unterkunft oberhalb von Icod de los Vinos.
Nicht das gelbe Haus, sondern der Anbau, der ehemalige Stall der Finca. Von außen winzig aber von innen mit allem was man braucht (Bett, Dusche, Küche, Kühlschrank) und dazu noch super heimelig!
Mit unserem Mietwagen fahren wir von Icod de los Vinos früh morgens los.
Dort gibt es den tausendjährigen Drachenbaum zu bewundern, der allerdings nur knapp 400 Jahre alt ist, denn das Original wurde schon längst gefällt.
Wir fahren bis nach El Portillo (2040m) und parken unser Auto am Besucherzentrum.
Rucksäcke geschultert und wir starten über schön gepflasterte Wege die ersten paar hundert Meter zum warmlaufen.
Das Ziel immer im Blick.
Nun geht es weiter über sandige Wege, an kargen Sträuchern und imposanten, kugeligen Lavabrocken (Bombas)vorbei.
Der Weg schlängelt sich, immer leicht bergauf durch die eintönige und gleichzeitig faszierende Vulkanlandschaft.
Nach ein paar Stunden erreichen wir eine staubige Schotterpiste die in Serpentinen zügig an Höhe gewinnt und uns zum Montana Blanca (2748)m führte. (Hihi wir waren am Mont Blanc *g*)
Kurz vorher biegen wir aber ab und stehen vor einigen Schildern, die uns vor der Höhenkrankheit warnen, denn jetzt geht es erst richtig los.
Wir haben uns den ganzen Tag schon etwas gewundert warum es nie wirklich steil bergauf geht, wir aber doch auf über 3000m müssen und schon 9km hinter uns haben.
Zum heutigen Etappen Ziel fehlen also nur noch knapp 3km!
Jetzt wird uns einiges klar!!
Ab jetzt geht es nur noch über einen schmalen, steinigen Pfad in endlosen Kurven den Hang hoch.
Schritt für Schritt, Meter für Meter und das Zeil scheint keinen Deut näher zu kommen.
Wir machen immer mehr Pausen.
Die Pausen werden länger und das Ziel kommt nicht näher.
Die Aussicht ist großartig, aber im Moment völlig egal.
Wir wollen nur noch ankommen.
Hin und wieder überholen uns Jogger. JA Jogger!
Die rasen den steinigen Weg rauf, als ob sie auf Asphalt durch eine Fußgängerzone laufen würden.
Völlig Irre diese Typen!!
Aber Aufgeben ist keine Option!
Also weiter, immer weiter.
Kurve für Kurve.
Als wir denken das hier hört niemals auf, sehen wir ein kleines Stückchen von einem Dach und drei Schritte weiter gesellet sich zum Dach ein Stück Wand und weitere drei Schritte kann man ein Haus erkennen.
Das Refugio Altavista erscheint fast wie aus dem Nichts vor unseren Augen.
Vor zwei Minuten sah man noch nix und jetzt erblicken wir endlich unser Etappenziel.
Unfassbar!
Rucksäcke in die Ecke geschmissen und auf die Holzbank gesetzt.
Der Ausblick ist unglaublich!!
Grenzenlose Gegend, ein Blick über die halbe Caldera, wir sehen einen Großteil der zurückgelegten Strecke, der Wind bläst uns ins Gesicht, die Sonne scheint, wir sitzen, wir sind oben (also für heute*g*), wir sind glücklich!!
Noch schnell eingecheckt, das Etagenbett im Schlafsaal (12 Etagenbetten) mit dem Papierüberzug versehen und dann in den Speisesaal um unser mitgebrachtes Essen zu vertilgen.
Der Raum ist schon recht voll, aber wir ergattern noch einen Tisch.
Um uns herum wird schon eifrig gekocht, gegessen oder gequatscht und das in allen Sprachen.
Spanisch, polnisch, englisch, italienisch, deutsch und irgend etwas aus dem norden Europas.
Eine coole Atmosphäre.
Wir machen uns auf dem Herd eine Dose Kichererbseneintopf warm, dazu gab es Dosenfleisch und Brot.
Natürlich haben wir auch eine Flasche Wein dabei sogar samt Korkenzieher, in Spanien gibt es kaum Schraubverschlüsse. So haben wir auch schnell Freunde.
Dann höre ich am neben Tisch das es "bald soweit sei" und einige Leute verließen den Speisesaal und treten vor die Hütte.
Ich schnappe mir die Kamera und wir gesellen uns dazu, denn das was jetzt folgte, sollte man nicht verpassen.
Die Sonne geht unter und der Teide wirft seinen riesigen Schatten in die Caldera, der längste Schatten Europas!
Es sieht großartig aus. Was man mit einem Foto meiner Meinung nach wohl sehen kann, aber nicht spüren.
Immer länger wird der Schatten und ist sogar auf dem sich schließenden Wolkenmeer zu sehen.
Ein wunderbares Ende für einen wunderbaren, unglaublich Anstrengen Tag!
Gute Nacht!
Streckenlänge ca.11km
Höhenmeter 1180m rauf / 60m runter
Zeit es war sehr lange*g*
Geschlafen haben wir nicht viel, als gegen drei Uhr der Wecker klingelt.
Schnell raus aus dem Schlafsaal, kaltes Wasser ins Gesicht und ein Becher schwarzen Kaffee in den Kopp.
Rucksack geschultert,Stirnlampe eingeschaltet und es geht in die frische, dunkle Nacht.
Der Weg führt direkt hinter dem Refugio weiter steil Berg an.
Die Lampe reicht um den Weg vollkommen auszuleuchten, der Rest der Landschaft bleibt erstmal Schemenhaft.
Wir sind die einzigen die jetzt schon weiter gehen, aber da wir nicht wissen wie lange wir brauchen und auf gar keinen Fall den Sonnenaufgang auf dem Gipfel verpassen wollen hat die Natur uns für sich.
Immer weiter geht es den Berg rauf, die Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit, man erkennt sogar einige Spinnen und Insektengetier und die beeindruckende Landschaft wird immer deutlicher.
Bald erscheinen die ersten blinkenden Lichter hinter uns und wir wissen das jetzt auch die "Langschläfer" unterwegs sind.
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir die Seilbahnstation und machen uns für die letzten 1,5km zum Gipfel bereit.
Die haben es mal so richtig in Sich!
Immer steiler wird der Pfad, fast senkrecht schrauben sich die Stufen den Kraterrand hinauf. Sandra schmeißt Ihren Rucksack an den Wegrand.
"Kankras Treppe" ist ein Witz dagegen!
Endlich sind wir oben, der Wind bläst unerbittlich und es ist Kalt. Immerhin haben wir noch einen Schlafsack im verbliebenen Rucksack zum einwickeln!
Die Sonne ist zum Glück noch nicht auf gegangen, denn wir sind noch lange nicht die letzten, die heute morgen zum Gipfel wollen.
Jeder Wanderer wird mit Applaus begrüßt, man kennt nicht jeden, aber alle müssen in der Hütte übernachtet haben.
Man kennt kaum Namen, aber irgend wie gehört man in diesen Minuten zusammen.
Alle haben es geschafft, alle sind erschöpft und froh.
Die Sonne kann kommen.
Und sie kommt!
Aus einem Wolkenmeer erhebt sich ein goldener Ball weit draußen auf dem Meer.
Teneriffa lieg unter dichten Wolken, genau wie alle anderen kanarischen Insel. Nur hier und da lugt ein Vulkan hervor.
Wunderschön anzusehen und nicht zu beschreiben!
Kalt ist es immer noch und auch der Wind ist nicht wirklich angenehm.
Egal! Wir bleiben noch und gucken und gucken und gucken.
Irgendwann müssen wir dann doch weiter.
Heute geht es wohl "nur" runter, aber dafür ganz schön weit.
Also wieder runter und Richtung Seilbahn.
Dort kommt es dann zu einer interessanten Begegnung.
Ein vielleicht knapp 30-Jahre junges, deutsches Pärchen kommt den Hügel rauf und fragt uns, wie weit es den noch wäre. Wir kommen ins Gespräch.
Die beiden seien seit gestern Abend unterwegs. Spontan hätte man sich entschlossen doch mal den Teide zu besteigen.
Sie wandern oft, sind trainiert und dieser Gipfel fehlte wohl noch.
Bedeutet, sie sind in völliger Dunkelheit eine kürze Route als wir hier hoch gestiegen um sich den Sonnenaufgang anzusehen. Hätte man jetzt wohl knapp verpasst, aber egal!
???
Man steigt also auf einen Berg, sieht die ganze Zeit eigentlich nix, außer was die Taschenlampe ausleuchtet und dann wieder runter!
Respekt @ Leistung und Vogelzeig @ Sinnlosigkeit!!
Naja, jeder wie er mag.
An der Seilbahnstation sitzen schon einige Leute und warten auf die erste Gondel die sie runter auf das Hochplato bringt.
Wir rufen ein fröhlich "Adios!" in die Runde und machen uns auf den Teide so zu verlassen wie wir ihn bestiegen haben, zu Fuß.
Ein sehr schön angelegter Weg führt uns in nördliche Richtung am Krater vorbei, voraus der Montana Blanca. Nach knapp einen Kilometer endet der Panoramaweg am Mirador Pico Viejo (3480m).
Ab hier geht es direkt durch Lavagestein immer weiter runter.
Kleine Brocken, Große Brocken, riesige Brocken.
Schwarze Lava wo hin man Blickt.
Einen richtigen Weg gibt es hier wohl nicht, ab und zu wurden aber grüne Schilder, Punkte oder Pfeile gesetzt um die Richtung vorzugeben.
Nach 2,5 km endet das Lavafeld und man steht wieder auf staubigen Boden.
Die Hochebene ist recht schnell durchquert und bald schon stehen wir an einer Wegkreuzung, an der wir uns links halten um zum Parador zu kommen.
Unser drei Sterne Hotel mitten im Vulkankrater.
Runter, runter, runter.
Die ersten Sträucher gesellen sich zu uns und auch bunte Blumen stehen am Wegesrand.
Über Stock und Stein, das Parador immer im Blick gelangen wie nach 6km an die Roques de Garcia, eines der Wahrzeichen Teneriffas.
Eine faszinierende Felsformation auf 2120m ,die unendlich viel Busse mit Touris anlockt.
Es ist voll Menschen und wir wollen zurück in die Einsamkeit der Vulkane.
Aber die Anziehungskraft einer Dusche, eines Bettes und vor allen Dingen eines eiskalten Bieres auf der Sonnen durchfluteten Terrasse des Hotels ist viel zu mächtig.
Da das Parador quasi direkt an den Felsen steht, stehen wir auch schnell in der zum Glück kurzen Schlange des Souvenir-Imbiss-Shop und laben uns an einem großen Glas Hopfenkaltschale.
Danach wird eingecheckt, geduscht und ein paar Minuten ausgeruht.
Dann auf in den opulenten Speisesaal um das 4-Gänge-Kanaren-Menü zu verköstigen.
Lecker Essen und unfreundliche Kellner.
Man kann nicht alles haben.
Gute Nacht!
Streckenlänge ca.14km
Höhenmeter 470m rauf/ 1.610m runter
Zeit bis zum frühen Nachmittag
Jetzt erstmal ein lecker Frühstück!
Rührei, Käse, Speck, Brötchen, Obst, Kuchen, Kaffee
Wir betreten den Speisesaal und werden schon wieder vom muffeligen Keller mit den Worten " Frühstück gibt es nur bis 10 Uhr und jetzt ist es 9.55 Uhr!" begrüßt.
"Nein! Bis 10.30Uhr! Steht auf dem Flyer im Zimmer!" kontere ich
"Der ist Falsch! Bis 10 Uhr!" erwiderte er
Das geht dann so 5Minute so weiter und wir werden lauter und wollen Wutendbrand raus stürmen.
Er lenkt ein und meint das wir doch bleiben sollten, würde schon gehen.
Wir stopfen uns ein Brötchen rein und kippen ne Tasse Kaffee und verlassen hungrig und immer noch wütend den Saal.
Beim Auschecken beschweren wir uns und müssen das Frühstück nicht bezahlen.
Der freundliche Mensch an der Rezeption entschuldig sich mehrfach und wir verlassen unsere Schlafstätte.
Kaufen am Kiosk nebenan ein zweites Frühstück ein und machen uns auf den Rückweg zum Parkplatz wo wir vor zwei Tagen gestartet sind.
Nach ein paar Metern hat uns die wunderschöne Natur wieder, der Weg ist mal wieder sehr gut Markiert und es lässt sich gut drauf laufen.
Die fiesen Kellern und das nicht gegessenen Frühstück ist schon bald vergessen.
Heute laufen wir durch die riesige Caldera, über eine breite Schotterpiste, rechts hohe, steile Felswände und links die unfassbare Weite.
Im Hintergrund der Teide, der uns den ganzen Tag begleiten wird.
Ab und zu kommen uns ein paar Wanderer entgegen, aber sonst hat uns die Einsamkeit wieder.
Das zweite Frühstück gönnen wir uns auf einem von der Sonne erhitzten Stein liegend.
Herliche Umgebung, herliches Wetter, herliche Ruhe.
Und das bleibt den ganzen Tag so.
Bis wir nachmittags am Parkplatz ankommen sind uns vielleicht 8 Leute begegnet.
Nur die Autos die über Straße fahren die durch das weite Tal führt, hat man ab und zu gehört.
Streckenlänge ca.17km
Höhenmeter 200m rauf/300m runter
Zeit viel zu kurz für so viel Gegend
Es waren drei wunderschöne, aber auch anstrengende Tag.
Das Wetter war immer auf unsere Seite und alle Menschen(bis auf die Kellner) waren freundlich.
Die Strecke war sehr gut ausgeschildert und wenn man von sehr steilen Abschnitten absieht, eigentlich immer gut zu bewältigen.
Man muss aber genug zu trinken und auch Essen in den Rucksack packen, Quellen gibt es keine und die einzige Möglichkeit etwas zu kaufen (außer im Kiosk am Parador) sind die Automaten im Refugio.
Darauf würde ich mich aber nicht verlassen!
So hatten wir dann jeder ca. 15kg Gepäck zu tragen.